Sonntag, 18. September 2011

Charakterisierungen und Charaktereigenschaften der Figuren in „Tauben im Gras“

Charakterisierung von Philipp in "Tauben im Gras":
  • Ist verunsichert
  • Emilia wirft ihm vor, er sei ein Versager; er entflieht ihrem Wüten
  • Ist ein zögerlicher Mensch (er klärt Verwechslungen mit Edwin nicht entschlossen und endgültig)
  • Widersetzt sich Anforderungen an ihn (er weicht einem Interview mit Edwin aus)
  • Sensibel (äußert sich auch in seiner Unsicherheit)
  • Träumerisches Wesen (träumt von einer Autofahrt durch die leere Stadt)
  • Tolerant und gefühlsbetont



Charakterisierung von Emilia in "Tauben im Gras":
  • Aggressiv und wütend
  • Dem Alkoholkonsum stark zugetan und durch diesen aus der Fassung geraten
  • Zeichnet sich aus durch eine widersprüchliche Denkweise
  • Vertreibt Philipp durch ihr irrationales Verhalten
  • Jugendliche Wirkung und „attraktiv“ (sagt Unverlacht)
  • Rebellion gegen ihre Lebenssituation, die sie nicht in der Lage ist, zu bewältigen
  • Hat ihr Erbe verloren und ist deswegen verzweifelt
  • Nicht anpassungsfähig, kindlich, egozentrisch, wahnhaft, gibt anderen die Schuld für den Verlust und ihre missliche Lage
  • Ist abhängig von Philipp (zieht in Erwägung Philipps Schriften zu zerstören, damit er sie durch seinen Erfolg nicht von ihr abwenden kann)


Gemeinsamkeiten Philipp und Edwin:
  • Beide sind unfähig sich auszudrücken, geringes Selbstbewusstsein
  • Beide sind unsicher: beide ergreifen die Flucht und kommen in peinliche Situationen
Aber:
  • Philipp ist ein gescheiterter Schriftsteller; Edwin ist prominent
  • Philipp ist unproduktiv; Edwin hat der Stadt nichts zu sagen

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Charakterisierung von Alexander in "Tauben im Gras":
  • Ist Schauspieler, fühlt sich in seiner Rolle unwohl und beengt
  • Ihm ist übel; Alkoholexzesse, er leidet an den Folgen der Nacht
  • Ist ein Frauenheld
  • Müde, elend, leer, verlebt, des Ruhms überdrüssig




Charakterisierung von Messalina in "Tauben im Gras":
  • „lustwütiges Weib“ (S.53)
  • Kennt keine Hemmungen
  • Extrovertiert, tritt schrill auf und muss sich profilieren
  • Sexuelle Anspielungen
  • Aggressiv im Umgang mit ihren Mitmenschen
  • Steht im Mittelpunkt der Handlung (sie sucht Gäste für ihre Feier)

Charakterisierung von Hillegonda in "Tauben im Gras":
  • Hat Angst vor Kinderfrau Emmi und der Kirche
  • Tochter von Alexander und Messalina, Schauspielerkind (bedeutet laut Emmi „Sünderkind)
  • Kann durch Emmis Umgang mit ihr kaum menschliche Zuneigung aufbauen

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Charakterisierung von Dr. Behude in "Tauben im Gras":
  • Ist Arzt, der Blut spendet, um an das Geld dafür zu gelangen und sich selbst zu züchtigen
  • Ist durch übermäßiges Blutspenden geschwächt
  • Arbeitet gewissenhaft
  • Behandelt Philipp und versucht, ihn von Schuldgefühlen zu befreien; er würde aber lieber Emilia heiraten
  • Heilungsmethoden Hypnose, Phantasie, Entspannung und Traumreise

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Charakterisierung von Dr. Frahm in "Tauben im Gras":
  • Ist modern und geht mit der Zeit, denn er ist nicht grundsätzlich gegen Abtreibungen
  • Ist gegen Rassentrennung und von Washington beeindruckt

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Charakterisierung von Frau Behrend in "Tauben im Gras":
  • Hat aus dem Krieg nichts gelernt und steht stellvertretend für die Unbelehrbaren
  • Unterstützt die nationalsozialistische Rassenlehre und urteilt in ihrem Sinne
  • Hält Juden und Afroamerikaner für „unerwünscht“
  • Kann ihre Tochter Carla nicht verstehen und ihr in ihrer Situation nicht helfen
    • Carlas Beziehung zu einem Afroamerikaner bedeutet eine „schimpfliche Familienschande“
    • Die Zeugung eines Kindes mit einem Afroamerikaner nennt sie „fürchterlich“
    • Einer Abtreibung steht sie aber kritisch gegenüber, sie hält eine Abtreibung für ein „Verbrechen“
    • Ist letztlich für die Abtreibung und damit für das „Verbrechen“ (Grund dafür: Frau Behrends Sozialangst: Sie ist egoistisch auf ihren eigenen guten Ruf bedacht)
  • Sorgt mit den Worten „Da ist er!“ für ein Missverständnis, das in Gewalt gegen ihre eigene Familie gipfelt und in einer Tragödie endet

Charakterisierung von Herr Behrend in "Tauben im Gras":
  • Steht nicht hinter dem Wertesystem der Nationalsozialisten
  • Verliebt sich in Vlasta, Trennung von Frau Behrend
  • Fühlt sich frei und steht zu Carla und Washington

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Charakterisierung von Washington in "Tauben im Gras":
  • Befindet sich durch seine Beziehung im Konflikt Weiß gegen Schwarz, steht zwischen den Fronten
  • Setzt sich für Gleichberechtigung ein
  • Ist ein Familienmensch
  • Entscheidet sich für das Kind und ihm gelingt die Verhinderung der Abtreibung
  • Flucht in eine gerechte Traumwelt (Lokal in Paris)
  • Geht mit Carla und Heinz am Ende unter

Charakterisierung von Carla in "Tauben im Gras":
  • Fürchtet Diskriminierung und befürwortet Abtreibung
  • Flüchtet ebenfalls in eine Traumwelt
  • Ihre Angst vor Diskriminierung erweckt in ihr Zweifel  an der Liebe zu Washington
  • Sieht letztlich einer Zukunft mit schwarzem Kind positiv entgegen

Charakterisierung von Heinz in "Tauben im Gras":
  • Gibt mit seinem Vater an oder wertet ihn ab, um gut dazustehen
  • Strategische Denkweise

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Charakterisierung von Richard Kirsch in "Tauben im Gras":
  • Orientiert sich an der Gegenwart und nicht an der Vergangenheit, ist dennoch distanziert von Deutschland
  • Schämt sich für seinen Vater, der sich als Pazifist dem Wehrdienst entzogen hat
  • gilt als überheblich und schüchtern
  • zynisch (seiner Meinung nach hält sich die Zerstörung der Stadt „leider“ in Grenzen)
  • Neffe von Frau Behrend, vermeidet ein Treffen mit ihr, wegen Carlas Beziehung mit einem Afroamerikaner


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Charakterisierung von Christopher Gallagher in "Tauben im Gras":
  • Mag Deutschland; würde gerne, dass seine Frau mit ihm in Deutschland leben wollen würde
  • Ist Baseballfan
  • Blendet soziale Spannungen, Ungerechtigkeiten und Probleme aus




Charakterisierung von Henriette in "Tauben im Gras":
  • Lebt in Frankreich
  • Hat wegen Deportation ihrer Eltern und ihrer Ausbürgerung als Jüdin Angst vor einem Leben in Deutschland, kann ihren Mann aber verstehen

Charakterisierung von Ezra in "Tauben im Gras":
  • Träumt von Aggression und Zerstörung
  • Wehrt damit aber nur seine eigene Angst ab (ist beklemmt im Wirtshaus)
  • Mauersituation am Ende: Verhalten gegenüber Heinz zeigt sein solidarisches Wesen

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Charakterisierung von Mr. Edwin in "Tauben im Gras":
  • Hat keine Botschaft, erreicht seine Zuhörer nicht (sie schlafen während seines Vortrags und es gibt Störgeräusche)
  • Liebt Altmodisches
  • Hat Todesvorahnungen (Cadillac als Sarg, Wein schmeckt nach Gräbern, er stirbt in dieser Stadt,…)
  • Ist international berühmt
  • Zurückhaltend und schüchtern
  • Wird von Bene, Schorschi, Kare und Sepp ums Leben gebracht

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Charakterisierung der Lehrerinnen in "Tauben im Gras":
  • Gut gekleidet, schön, jugendlich
  • Kay: verfolgt eigene, gruppenunabhängige Ziele; enttäuscht von Philipp; sehnt sich nach Romantik; abenteuerlustig

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Charakterisierung von Schnakenbach in "Tauben im Gras":
  • Pazifist
  • Musste durch seinen Schlafentzug nicht zum Dienst
  • Ist verwirrte Gegenfigur zu Edwin

Charaktere: Fridolin - Instetten, Albertine - Effi

Fridolin:
  •  ängstlich, will der Gesellschaft entsprechen (rechtfertigt sich vor sich selbst ["inneres Duell"])
  • pflichtbewusst
  • reagiert gefühlvoll / emotionaler Charakter
    • Albertine und Fridolin reden über Untreue
  • Ehe aus Liebe
  • es gibt eine Lösung des Problems: Fridolins Beichte, Albertines Bericht vom Traum
  • mehr zu Fridolin übrigens HIER.




Innstetten:
  • 20 Jahre älter (und erfahrener) als Effi
  • denkt meistens rational und nicht emotional, reagiert mit Verstand
    • Aber: gelegentlich nicht-vernunftorienterte Überreaktionen aus dem Affekt
  • Konventionsehe anstatt Ehe aus Liebe
  • redet nicht über Untreue


Albertine:
  • wird durch Fridolins Umsorgung nach der typischen Rollenverteilung entmündigt
  • empfindet Ehe als "Goldenen Käfig"
  • zwiespältiges Gefühl zu Fridolin: Liebe, jedoch zu früh; macht Fridolin für entgangene Erfahrungen verantwortlich (sie bereut ihre frühe Hochzeit)
  • im Liebesleben gelangweilt (Hingabe im Traum)
  • von Fridolins Treue überzeugt, jedoch Misstrauen und Eifersucht





Effi:
  • unerfahren, jung, kindlich
  • hasst langeweile
  • hat kein Selbstbewusstsein
  • phantasievoll, romantisch
  • Ehe zeichnet sich durch Distanz und Fremdheit aus, nicht durch Vertrautheit und Nähe

Wichtige Infos zur "Traumnovelle" (Schnitzler)

Die Traumnovelle


  • geschrieben von Arthur Schnitzler, 1926 veröffentlicht
    • Schnitzler: von Beruf Mediziner
    • identifiziert sich oft mit seinen männlichen Protagonisten (Fridolin ist ebenso Arzt)
  • Die Traumnovelle spielt in Wien um die Jahrhundertwende 1900
  • Arbeitstitel der Novelle: "Doppelnovelle" (wegen zwei Handlungssträngen und den Höhepunkten Villa und Traum)

  • Konflikt in der Traumnovelle: Gedankliche Untreue, die Ehe läuft Gefahr, aufgrund der Entfremdung der Protagonisten zu zerbrechen

  • Bedeutung des Traums in der Traumnovelle: Der Traum ist das Mittel um zur Erkenntnis zu gelangen, durch den Traum werden verborgene Empfindungen im Unterbewusstsein aufgespürt. Durch den Traum wird die Gefährdung der Beziehung mit Fridolin durch alltägliche erotische Verlockungen deutlich

  • Bedeutung der Maske in der Traumnovelle: Führt zu Anonymität, aber auch Unverwechselbarkeit des Individuums (nur bei maskierten Männern, Frauen sind nackt)

  • Literaturgeschichte: 
    • Impressionismus
    • sozio-emotionale Beziehungen des Menschen werdendurch die Psychoanalyse analysiert (Schnitzler hatte Kontakte zu Freud)

  • In der Traumnovelle versuchen die beiden Wiener Protagonisten Albertine und Fridolin, aus dem Ehealltag zu fliehen. Dies geschieht mit der Flucht ins Abenteuer, zum einen im Traum und zum anderen in der Wirklichkeit.

  • Erzählweise in der Traumnovelle: 
    • personaler Erzähler (3. Person Singular):
      • Der Leser erfährt Gefühle, Gedanken und Empfindungen Fridolins
      • Geschehen aus Fridolins Sichtweise
      • Albertines Gefühle:
        • nur durch Dialogpassagen vermittelt
        • wenige auktoriale Passagen (S. 55)
        • indirekt durch Albertines Traum
    • erlebte Rede (S. 53)
    • innerer Monolog (S. 16-17)
    • erzählte Zeit: ca. 34-36 Stunden / zwei Nächte und ein Tag

  • Aufbau und Struktur der Traumnovelle:
    • Kapitel 1, 2, 3: leiten die Haupthandlung ein (d.h. Geständnis von gedanklicher Untreue, Hausbesuch, Liebesgeständnis Mariannes, Mizzi)
    • Kapitel 4: Geheime Gesellschaft in der Villa
    • Kapitel 5: Albertines Traum (Krise)
    • Kapitel 6: Suche nach Fridolins Retterin (Nachforschungen)
    • Kapitel 7: Versöhnung Fridolin-Albertine (Lösung)
    • Traum und Realität verschwimmen oft

Die wichtigsten Briefe in "Don Karlos" (Schiller)

Briefe spielen ein wichtige Rolle in Schillers "Don Karlos". Ich habe hier einige davon versucht übersichtlich zusammenzufassen:


1) Prinzessin Eboli an Don Karlos
[Einladung in einen abgelegenen Raum, in dem das lang ersehnte Zusammensein mit der Geliebten möglich wird]

- von einem Edelknaben der Königin überbracht, die der Infant für die Absenderin hält
- er ist außer sich vor Glück
- Verstärkung des Irrtums der Eboli durch den Bericht des Pagen
- offenes Gespräch in Szene II/8, das die Prinzessin unter einer falschen Annahme führt
- Aufdeckung des Missverständnisses
- Eifersucht und Neid der Prinzessin auf Elisabeth
- Rache Ebolis als Handlungsimpuls, den der König später durchschaut, als ihm Posa den Brief zuspielt


2) Carlos an Elisabeth
[Liebesbekenntnis oder Heiratsabsicht, bevor Philipp um sie wirbt]

- von der Königin in ihrer Schatulle aufbewahrt
- von Prinzessin Eboli gestohlen, die einen Plan Domingos ausführt, um
          ... den Ruf der Königin zu schädigen
          ... das Misstrauen Philipps gegen sie zu schüren
          ... ihren eigenen Einfluss zu sichern
und dem König überbracht, der erschüttert die Wahrheit über die Beziehung herausfinden will, während Elisabeth sich gegen den Verdacht verwahrt


3) Marquis Posa an Wilhelm von Oranien
[Liebe zur Königin, Täuschung des Königs, Angst vor Entdeckung, Flucht in die Niederlande]

- im Wissen losgeschickt, dass Post in die Niederlande abgeschickt wird
- um allen Verdacht auf sich zu ziehen und von Don Karlos abzulenken
- tiefe menschliche Enttäuschung des Königs über Posa
- Erschießung des Marquis
- Resignation und Ohnmacht des Königs, als er durch Karlos von der Täuschung erfährt


4) Philipp II an Eboli
[Werben, seinem Verlangen nach ihrnachzugeben]

- Klage Ebolis als bedrängte, unschuldige Frau
- Weigerung des Infanten, den Brief zurückzugeben
- Druckmittel gegen den König, wodurch Elisabeth für ihn frei wird
- Posas Widerstand: er zerreißtden Brief


5) Elisabeth an Don Karlos
[Anteilnahme an seiner schweren Erkrankung in Alkala]

- für Karlos besonders wertvoll
- Übergabe an Posa trotz innerer Widerstände
- Nach Lermas Hinweis Vermutung des Kronprinzen, der König habe den Brief gesehen
- Versuch, mithilfe Ebolis die Königin zu warnen
- Rückgabe des Briefes, ohne dass ihn Posa dem König gezeigt hat


6) Posa an Karlos
[Information über Vorbereitungen: Von Karlos' Abreise in die Niederlande, zur Unterstützung der Freiheitsbewegung, für das Zusammentreffen mit Elisabeth]

- Vermächtnis des Marquis
- Festnahme des Kartäusermönchs, den Posa zu Karlos geschickt hat
- Auslieferung des Kronprinzen an den Großinquisitor

Die Inquisition in "Don Karlos" (Schiller)

Geschichte der Inquisition:

- Ursprung: Um 1250
- Religiöse Wahrheiten durften nicht infrage gestellt werden
   >> strafendes Kirchengericht mit Mönchen als strenge, menschlichen Neigungen unzugänglichen Richtern


Spanische Inquisition im Königreich Granada im 15. Jhd.:

- Reinigung des christlichen Glaubens von islamischen oder jüdischen Einflüssen durch Dominikaner
- Ausforschung aller Lebensbereiche, Ermunterung zum Verrat, Klima der Angst, Verbot freien Denkens, geheime Gerichtsverfahren, Folter, Todesurteile, feierliche Hinrichtungszeremonien als grandiose staatliche Festveranstaltungen
- Ausweitung auf alle katholischen Länder als Folge der Reformation im 16. Jhd. (die zahlreichsten Urteile und strengste, konsequenteste und unmenschlichste Praktizierung der Inquisition fand allerdings in Spanien statt)

Inquisition in den Niederlanden:

- mildere, geregelte, öffentliche, nicht von Dominikanern durchgeführte Verfahren, unter Philipp jedoch Verschärfung nach spanischem Vorbild als Mittel der politischen Unterwerfung

>> Zerstörung des Gemeinschaftsgefühl und einer intakten Gesellschaft durch Misstrauen



IN DON KARLOS:

Rolle von König Philipp II, Posa und dem Großinquisitor in der Inquisition:

- König Philipp II: steht voll und ganz hinter der Inquisition (vgl. I, 6: V. 890 ff.); unterdrückt Freiheitsbestrebungen (vgl. I, 6); religiöser Eifer; Abschreckung; hartes und grausames Vorgehen (V. 891-900)

- Posa: vertritt Freiheitsideale (<-> Inquisition!) ("Das Jahrhundert ist meinem Ideal nicht reif" (V. 3076)); wird von König Philipp vor der Inquisition gewarnt

- Großinquisitor: ist der Vorsteher der Inquisition; rechtfertigt Karlos' Hinrichtung; übernimmt arlos und führt ihn ab; wirkt im Geheimen; hat mehr Macht als der König