Sonntag, 24. Oktober 2010

Franz Woyzeck / Charakterisierung (Drama "Woyzeck" von Georg Büchner)

Franz Woyzeck ist Protagonist in Georg Büchners Drama „Woyzeck“. Der Mann ist Soldat und von niedrigem gesellschaftlichen Stand („Wir gemeine[n] Leut“, S. 17). Er verdient nur wenig Geld, um seine Familie, also Marie, seinen unehelichen Sohn Christian und sich selbst, versorgen zu können, weshalb er – neben seinem Dienst als Soldat – andere Möglichkeiten nutzen muss, um Geld zu verdienen. So unterzieht er sich Experimenten des Doktors, der Woyzeck eine Erbsendiät verordnet, für deren Durchführung Woyzeck Geld erhält.

Die Tatsache, dass Woyzeck selten in der Lage ist, seinen eigenen Willen durchzusetzen, treibt ihn schnell in die Abhängigkeit vom Hauptmann, der ihn verhöhnend behandelt (vgl. S. 16), und vom Doktor, der Woyzeck als Versuchsobjekt missbraucht.

Woyzeck zeigt paranoide Züge (vgl. Szene 1), leidet unter einer Psychose (vgl. Szene 14) und hört Stimmen, die ihm auftragen, Marie umzubringen (vgl. S. 28). Er gilt als hektisch („Ha Woyzeck, was hetzt er sich so an mir vorbei“, S. 22) und wirkt nervös; letzteres vor allem dann, als er Maries Untreue ahnt und sie zusammen mit dem Tambourmajor überführen will (vgl. Szene 11) oder er nachts aufgrund der ihn belastenden Visionen nicht schlafen kann (vgl. Szene 14).




Seine Hektik ist wahrscheinlich eine Folge davon, dass er ständig „zu viel denkt“ (vgl. S. 17) und eine innere Unruhe empfindet, die daher rühren kann, dass Woyzeck immerzu Geld nach Hause bringen muss, um seine Familie versorgen zu können. Hinter seiner Hektik sind also Gutmütigkeit und Aufopferungsbereitschaft verborgen. Woyzeck ist auch pessimistisch eingestellt, was sich zum Beispiel an seiner Aussage „ich glaub’, wenn wir in [den] Himmel kämen, so müssten wir donnern helfen“ (S. 16) festmachen lässt. Er sagt damit, dass er mit der derzeitigen Situation unzufrieden ist und eine Verbesserung dieser nach dem Tod nicht sieht.

Sein Verhältnis zu anderen Charakteren im Drama ist dadurch gekennzeichnet, dass er zu höhergestellten Personen wie dem Hauptmann und dem Doktor in einer schlechten Beziehung steht, die in erster Linie auf Woyzecks finanzieller Abhängigkeit beruht.
Vom Tambourmajor wird er im Ringen bezwungen und lächerlich gemacht. Zu Marie hat er ein durchwachsenes Verhältnis, schließlich hat Woyzeck auf der einen Seite „sonst nichts auf der Welt“ (S. 22), was zeigt, dass ihm Marie wichtig ist, auf der anderen Seite schadet Marie ihrer Beziehung durch ihre Untreue erheblich. Zu ihm gleichgestellten Personen wie Karl, Christian und Andres verhält sich Woyzeck zwar auch eher distanziert, doch lässt sich ihr Verhältnis als gut bezeichnen.


Woyzeck befindet sich auf der Suche nach einem Ausweg aus seiner miserablen Situation. Von seiner Freundin und Mutter seines unehelichen Sohnes betrogen, der Gesellschaft missbraucht und dem Tambourmajor, seinem Rivalen, verhöhnt, begeht er die Mordtat an Marie, die einer Verbesserung seiner Lebenssituation natürlich nicht dienlich ist. Die Tat zeigt die Verzweiflung Woyzecks im Drama.

6 Kommentare:

  1. An sich keine schlechte Charakterisierung. Jedoch sollte man bedenken, dass es verschiedene Ausgaben gibt und die Szenen nicht immer in der gleichen Reihenfolge sind, weshalb deren Angabe nicht allzu viel Sinn ergibt.

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  2. Woyzceck - Charakterisierung
    http://dokumente-online.com/woyzceck-charakterisierung.html

    Hier eine gute Charakterisierung! Vielleicht hilft es ja jemandem :D

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  3. Meiner Meinung nach wird die Unterdrükung Woyzecks des Hauptmanns, des Doktors und des Tabourmajors nicht deutlich genug.

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  4. der Schluß ist zur auf inhaltlicher Basis im Bezug auf das Drama gelungen, aber in welchem Bezug der Autor zu der Figur steht wird hier nicht erwähnt und das ist eigentlich das, was den Schluß bei einer Charakterisierung ausmacht.

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  5. es ist eine gute charakterisierung :):):)

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